Keine Angst vor der Sommerwiese!

Heuschnupfen und andere Allergien bei Kindern nehmen zu. Mit richtigen Maßnahmen lässt sich die Plage eindämmen.
Illustration: Sabrina Müller-Wüsthoff
Illustration: Sabrina Müller-Wüsthoff
Dr. Ulrike Schupp Redaktion

Schon im Februar geht’s los. Erle und Haselnuss sorgen bei Allergikern und Allergikerinnen für die ersten Niesattacken, für tränende, juckende Augen, für Bindehautentzündung und wässrigen Schnupfen. Noch gemeiner wird es, wenn auch noch die Ohren oder der Rachen reagieren und es zu Schwellungen, vorübergehender Schwerhörigkeit oder Atembeschwerden kommt.

Heuschnupfen zählt neben allergischem Asthma, Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Für die einen wird der Schulweg an blühenden Bäumen vorbei zur Qual, für die anderen das Picknick auf der Sommerwiese oder der Holunderstrauch im Garten.

Die Symptome sind auf jeden Fall ernst zu nehmen. Kinder, deren Heuschnupfen nicht behandelt wird, können dadurch allergisches Asthma mit noch bedrohlicheren Symptomen von Atemnot entwickeln. Pollenallergiker leiden häufig unter sogenannten Kreuzallergien. Kinder, die auf Baumpollen reagieren, können mit Äpfeln, Haselnüssen, Kirschen und vor allem auch mit Sojaprodukten Probleme bekommen. Wer dagegen auf Gräserpollen reagiert, sollte sich eventuell bei Erdnüssen zurückhalten.  

Woher kommen die Allergien?

Dem Robert Koch-Institut zufolge hat die Häufigkeit von allergischen Erkrankungen in den westlichen Industrienationen seit den 70er-Jahren stark zugenommen und sich auf hohem Niveau stabilisiert. Beim Asthma bronchiale steigen die Zahlen sogar noch an. Eine Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KIGGS) ergab, dass über zehn Prozent der 14- bis 17-Jährigen schon mal an Heuschnupfen gelitten haben. Dabei wird die Anfälligkeit dafür, Allergien zu entwickeln, meist vererbt. Doch erst die Sensibilisierung des Immunsystems ist die Voraussetzung dafür, Symptome zu entwickeln.

Bei Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis fängt das Immunsystem an, bei ersten Kontakten mit dem Allergen so genannte Immunglobulin-E-Antikörper zu bilden. Bei wiederholtem Kontakt reagiert es dann schließlich mit Abwehrmechanismen, die sich so hochschaukeln können, dass die Betroffenen Allergien mit zunehmend schwereren Symptomen entwickeln. Bluttests können solche Antikörper nachweisen und damit das erhöhte Risiko für allergische Erkrankungen. Die erste allergische Reaktion kommt für die Betroffenen oft überraschend. Erdbeerfans bekommen scheinbar ganz plötzlich Ausschlag vom Lieblingsobst. Tierhaare sorgen plötzlich für Atemnot, obwohl der Familienhund doch schon lange den Stammplatz auf dem Sofa genießt.

So funktioniert Desensibilisierung

Bei der medizinischen Therapie von Allergien kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Kinder ab etwa sechs Jahren können sich bei Heuschnupfen, Hausstaub- oder Insektengiftallergie durch eine Immuntherapie desensibilisieren lassen. Dabei wird dem Körper über einen längeren Zeitraum immer wieder eine Allergendosis zugeführt, die zunächst unterhalb der Reaktionsschwelle liegt, dann aber langsam gesteigert wird. Das Immunsystem gewöhnt sich an den Stoff und „verlernt“ die überschießenden Reaktionen darauf. Bei Asthma verordnen Ärzte oder Ärztinnen häufig entzündungshemmende, oft auch kortisonhaltige Sprays. Antihistaminika in Form von Augentropfen, Tabletten oder Nasenspray sind das Mittel der Wahl, um akute Reaktionen bei Heuschnupfen zu lindern oder den allergiebedingten Juckreiz bei Nesselfieber oder Neurodermitis zu besänftigen.

Auch vorbeugend können Eltern viel dafür tun, dass sich Allergien gar nicht erst entwickeln. Babys, die in den ersten vier Monaten ausschließlich gestillt werden, haben ein geringeres Risiko als andere, alternativ schützt hypoallergene Säuglingsnahrung. Für Kinder mit einem Allergierisiko ist es besonders wichtig, dass die Räume zuhause gut gelüftet und damit frei von Zigarettenrauch oder Schimmelsporen sind. Haushaltsprodukte wie Lacke oder Reinigungsmittel sollten möglichst allergiegeprüft sein, da sie ansonsten das Risiko für Asthma und Neurodermitis erhöhen. Schon bekannte Allergene zu vermeiden ist ebenfalls eine gute Strategie, auch um eine Verschlimmerung der Symptome zu verhindern.  Und Wunder wirken kann manchmal eine „Klimakur“ an der Küste. Die jodhaltige Seeluft ist pollenfrei, enthält dafür aber salzige Aerosole, die die Atemwege befreien und zugleich die Haut beruhigen können.

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