Diabetes früher erkennen

Bestimmte Veränderungen der Haut können auf eine Erkrankung hinweisen.
Illustrationen: Maria Corbi Illustration
Mirko Heinemann Redaktion

Zwei Millionen Deutsche, so wird geschätzt, wissen nichts von ihrer Diabetes-Erkrankung. Diabetes verläuft im Anfangsstadium häufig unbemerkt. Bis zur Diagnose können bis zu zehn Jahre vergehen. Wird die Erkrankung zu spät bemerkt, können Komplikationen an Herz, Kreislauf und den Extremitäten auftreten. So werden pro Jahr etwa 40.000 diabetesbedingte Amputationen durchgeführt. Doch wie kann man erkennen, ob man an Diabetes leidet? Ein Anzeichen könnten bräunliche Flecken sein, narbenähnlich und rund, die sich meist am Schienbein zeigen.


„Diabetes und Haut stehen in enger Wechselbeziehung“, sagt Monika Kellerer, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die „diabetische Dermopathie”, wie die Pigmentveränderungen in der Fachsprache heißen, findet sich bei bis zu 70 Prozent aller Diabetespatienten. Wer solche Flecken an Schienbeinen, Unterarmen oder Füßen bemerkt, sollte beim Hausarzt oder Diabetologen seinen Blutzucker nüchtern überprüfen lassen. „Die Flecken verschwinden, sobald der Diabetes eingestellt ist“, versichert die Dermatologin. Ein weiteres mögliches Warnzeichen für Diabetes sind starke, hartnäckige Pilzinfektionen, zum Beispiel an der Achselhöhle oder im Leistenbereich. Auch hier empfiehlt die Fachgesellschaft einen Check des Blutzuckerwerts. Ist dieser normalisiert, kann die Infektion oft erfolgreich behandelt werden.


Diabetes nimmt weltweit und in Deutschland dramatisch zu. In ihrem ersten globalen Diabetes-Report geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass 422 Millionen Erwachsene an Diabetes leiden. Das sind 8,5 Prozent aller Volljährigen weltweit. Seit 1980 hat sich die Zahl nahezu vervierfacht. In Europa ist sie von 33 auf 64 Millionen gestiegen. Vor allem der Typ-2-Diabetes ist auf dem Vormarsch. In Deutschland sind laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft fast sieben Millionen Menschen betroffen, wobei 80 bis 90 Prozent am Typ-2-Diabetes leiden. Gefürchtet sind die Komplikationen an Herz und Kreislauf, an den Extremitäten und an den inneren Organen. Typ-2-Diabetes ist die häufigste Erkrankung, die zu Nierenversagen führt. 75 Prozent der Menschen mit Diabetes sterben verfrüht an kardiovaskulären Komplikationen. Experten fordern deshalb eine Ausweitung des Check-ups ab 35 Jahren um eine Diabetes-Kontrolle.


Ein Risikofaktor für Diabetes ist Übergewicht infolge von Bewegungsmangel in Verbindung mit einer fettreichen Ernährung. Das Risiko ist bei vielen Kindern bereits erhöht: Etwa 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben Übergewicht, 800.000 davon sogar starkes, also Adipositas – und das bereits im Kindesalter. Aber auch schlanke Menschen können erkranken. Eine Ursache für Diabetes Typ 2 ist die sogenannte Insulinresistenz: Das Hormon sorgt dafür, dass Muskelzellen und Gehirn die Kohlenhydrate, also Zucker, aufnehmen können. Wenn das nicht mehr funktioniert, verbleibt der Zucker im Blut. ■

 

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